REGION + SPRACHE

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“

Ludwig Wittgenstein

Allein in der Online-Enzyklopädie Wikipedia beginnen 132 Einträge mit dem Wort ‚Sprache‘, und wer erst einmal – ob als Wissenschaftler oder interessierter Laie – begonnen hat, sich mit Sprache im Allgemeinen und/oder Mundarten oder Sprachminderheiten im Besonderen zu beschäftigen, kommt von diesen Themen so schnell nicht wieder los. Verwunderlich ist das nicht, denn Sprache gilt als das bedeutendste und effizienteste Kommunikationsmedium des Menschen.

Als gebürtige „Pälzerin“, die viele Jahre in Frankfurt, Hamburg und Berlin gelebt und gearbeitet hat, bin ich seit 1997 in Niederbayern eingebürgert. Meine Muttersprache verwende ich hier außerhalb meiner Familie nur einmal im Jahr, wenn ich auf dem Veldener Volksfest treue Gäste aus der Pfalz treffe. Aber, und das geht Ihnen möglicherweise auch so: Wenn zufällig jemand am Nachbartisch in einer italienischen Bar oder andernorts „babbelt“, fühle ich mich sofort angesprochen. Manchmal schlägt mich das Erkennen meiner Heimat-Mundart in die Flucht, ein andres Mal fühle ich mich gegenüber wildfremden Menschen über meinen Dialekt aber auch gleich nachbarschaftlich verbunden.

Nach 15 Jahren in Bayern geht es mir mit dem „Boarischen“ zwischenzeitlich ähnlich, wobei es zwischen mir und einem waschechten Bayern niemals zu einem Small-Talk in Mundart kommen wird. Denn, selbst wenn ich diese Sprache mit entsprechender logopädischer Unterstützung durchaus lernen könnte, gibt es doch das ungeschriebene Gesetz für „zuageroaste Preißn“, es mit dem Bayrischen besser erst gar nicht zu versuchen. A bisserl schad, find i des scho, denn Sprache ist Heimat und Heimat ist ein Gefühl und Gefühle lassen sich in der Ortssprache viel leichter ausdrücken als im Schriftdeutschen. Host mi?

Dass ich mich den Mundarten meiner Heimaten „Rheinland-Pfalz“ und „Bayern“ besonders verbunden und auch verpflichtet fühle, deren Sprachen und die Brauchtümer zu pflegen und zu bewahren, erklärt sich aus meiner Biografie. Doch was hat mich darüber hinaus zum „Zimbrischen“ gebracht?“

Zu dieser besonderen Sprache bin ich vor rund 10 Jahren (2012) gekommen, als ich für das „Einheitskomitee historischer deutscher Sprachinseln in Italien“ und das „Bayerische Cimbern-Kuratorium e. V.“ Internetseiten aufgebaut habe. Damals schien diese alte Sprache, von der man sagt, sie ginge auf das Altbairische des Mittelalters zurück, vom nahenden Sprachtod betroffen. Heute sind einige der Minderheitensprachen wieder im Aufblühen, darunter das Zimbrische. Dies ist der Verdienst all jener, die verhindern wollen, dass mit dem Verlust von Sprachen das verloren geht, was ich oben zu beschreiben versucht habe: das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Region, das mich veranlasst, etwas für diese Region zu tun, mich für meine „Heimat(en)“ einzusetzen.

Dass Veröffentlichungen in pfälzischer, bairischer und zimbrischer Sprache sowie (Reprint-) Publikationen aus und über die Pfalz, Bayern und das „Zimbernland“ den Kern meines Verlagsangebots bilden, dann deshalb, weil ich meinen Beitrag dazu leisten will, Mundarten und Dialekte zu pflegen und zu bewahren.

Eine „Nische“ im Angebot des Verlags H. E. Arnold werden Reprints von Werken aus dem 20. Jahrhundert sein, deren Autoren seit über 70 Jahren tot sind und deren gepflegte Sprache von damals mich fasziniert.